"Es ist höchste Zeit, dass es mehr Frauen in diesem Beruf gibt."
Mit dem Railway Summer Camp möchte die Bahnbranche den Nachwuchs im Ingenieurwesen für die Bahn begeistern. Celina Spiess hat das Camp absolviert. Im Artikel schreibt sie über ihre Erlebnisse – und steigt als Folge davon ins 18-monatige Trainee-Programm der SBB als Ingenieurin ein.
Möchtest auch beim Railway Summer Camp dabei sein?
Primarschule, Oberstufe, Gymnasium, Fachhochschule; und jetzt schon ganz bald Ingenieurin in Elektrotechnik. Naja, ganz so schnell und einfach ging das nicht. Aber das Ziel ist in Sicht und der Endspurt beginnt. Doch nach dem ganzen Laborprotokollschreiben, Aufgabenrechnen und Projekten nachgehen kommt auf einmal eine wichtige Frage in den Kopf – wo will ich eigentlich nach meinem Abschluss arbeiten? Natürlich unterhält man sich mit Kommilitonen über dieses Thema und man merkt ziemlich schnell, dass jeder ein anderes Bild im Kopf hat, wo die eigene Reise hingehen wird – was auch gut so ist.
Celina Spiess, hat Elektrotechnik an der Hochschule für Technik und Architektur Freiburg studiert. Im Sommer 2022 hat sie am Railway Summer Camp teilgenommen und startete im Herbst 2023 das Trainee-Programm der SBB.
Als ich im Sommer 2022 am Railway Summer Camp teilnehmen durfte, lernte ich die Bahnbranche kennen und damit auch die unterschiedlichen Akteure, die dort mitspielen. Wenn man in der Schweiz lebt, ist die SBB ein allgegenwärtiger Name. In jeder Stadt gibt es einen Bahnhof, überall verlaufen Gleise und hier und da hört man einen Zug durch das Land rauschen. Für einige ist Zugfahren etwas Besonderes und Seltenes, für andere etwas Alltägliches. Doch einfach in den Zug einsteigen und losfahren – so simpel ist das nicht. Hinter der SBB stehen deshalb viele weitere Unternehmen, das jedes seinen Teil dazu beiträgt, damit die Züge fahren können.
Offensichtlich braucht es die Züge, aber auch die Schienen und der damit verbundene Unterhalt. Wer hätte gedacht, dass es explizit dafür entwickelte Maschinen gibt, um den Schotter unter einer Schiene wieder auf die gewünschte Qualität zu bringen. Und das alles nur, damit wir sicher im Zug sitzen können. Zusammenfassend hat mich diese Woche im Railway Summer Camp sehr fasziniert. Die Idee, mitzuhelfen die Schweiz zu bewegen, gefiel mir sehr gut. Mir ist es wichtig, als Ingenieurin in einem Bereich zu arbeiten, der für mich Sinn ergibt, wenn möglich etwas Nachhaltiges und etwas Greifbares – und genau das ist die Bahnbranche für mich. Und so kam es schlussendlich auch, dass ich mich schlussendlich bei der SBB für das Trainee-Programm beworben habe und zu meinem Glück auch genommen wurde. Ich werde somit ab Herbst 2023 Teil der SBB-Familie sein und ich freue mich sehr, diese Chance zu nutzen. Ich werde während 18 Monaten in unterschiedliche Bereichen der SBB reinschauen, mir Wissen aneignen und so herausfinden, was mich am meisten interessiert – und dann hoffentlich in diesem Bereich in mein Berufsleben einsteigen.
Ich sehe es als Chance, mich als frischgebackene Ingenieurin in dieser Branche einzubringen. Die Mobilität ist ein wichtiger Teil in unserem Leben, der jedoch grosse Auswirkungen auf das Klima hat. Deshalb ist es sehr wichtig, sich möglichst von den fossilen Rohstoffen zu verabschieden und nachhaltigere Alternativen zu wählen – wie zum Beispiel den Zug nehmen, anstatt das Auto. Wir, die neue Generation, sind anders aufgewachsen als unsere Eltern. Das Wort «Klimawandel» haben wir bereits in der Primarschule kennengelernt und die damit verbundenen Unsicherheiten für die Zukunft betreffen uns zentral. Wir haben eine neue, andere Sicht auf die Welt und somit auch andere Ideen, mit denen wir hoffentlich vieles bewirken können. Was nun jedoch wichtig ist, ist, dass wir auch gehört und ernst genommen werden.
Wie ich erwähnt habe, werde ich demnächst IngenieurIN sein. Ja, diesen Begriff hört man heutzutage noch zu selten und es ist höchste Zeit, dass es mehr Frauen in diesem Beruf gibt. Ich habe dieses Studium gewählt, da mich Technik sehr interessiert.
Leider kann ich keine Geschichte davon erzählen, wie ich bereits als Kind fasziniert von der Technik war und fleissig Elektrogeräte auseinandergebaut habe.
Ich habe während des Gymnasiums gemerkt, dass mir Mathematik liegt und dass Physik gar nicht so langweilig ist, wie alle immer sagen. So kam es dann, dass ich mich für das Elektrotechnikstudium entschieden habe. Wer würde nicht gerne wissen, wie ein Fernseher funktioniert, warum die Vögel auf der Freileitung keinen Elektroschock bekommen oder wie der Strom ins Haus kommt? Obwohl ich mich in den letzten drei Jahren daran gewöhnt habe, fast ausschliesslich mit Männern meinen Uni-Alltag zu meistern, frage ich mich natürlich, wie es sich dann als Frau in dieser Männerdomäne lebt. Werde ich von meinen Ingenieur-Kollegen ernst genommen?
Muss ich mich mehr beweisen als meine Kommilitonen? Und wie sieht es mit der Lohngleichstellung aus? Antworten auf diese Fragen werde ich in den nächsten Jahren sicherlich finden.
Ich freue mich sehr darauf, in die öV-Branche einzusteigen und dort meine Ideen einfliessen zu lassen – der Zukunft steht einiges bevor. Und wer weiss, vielleicht gibt es bald noch mehr Frauen, die als Ingenieurinnen die Schweiz bewegen wollen.
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