Die Rolle der Bahn in der Mobilität der Zukunft: Interview mit Daniel Eckenstein zu den Überlegungen der SBB
Die SBB verfolgt mit ihren Überlegungen für ein Zielbild Mobilität eine Vision, das Bahnsystem der Schweiz nachhaltiger, effizienter und innovativer zu gestalten, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Der Railway Talent Hub hat in diesem Zusammenhang verschiedene Personen interviewt, um ihre Perspektiven und Rollen in diesem langfristigen Projekt zu beleuchten.
Über das Zielbild Mobilität der SBB
Die Bahn als klimafreundliches und raumschonendes Transportmittel wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der Gesamtmobilität spielen. Gleichzeitig bringt die wachsende Nachfrage die Kapazität der Bahnknoten und die Komplexität des Systems zunehmend an ihre Grenzen.
Die SBB macht sich deshalb Gedanken zur Mobilität der Zukunft. Sie macht sich Überlegungen für ein langfristiges Zielbild Mobilität mit einer Bahn, die flexibler, häufiger und schneller fährt. Die Überlegungen sind ein Beitrag für die Debatte in der Branche und der Gesellschaft über die Rolle der Bahn in der Mobilität der Zukunft. Noch sind alle Arbeiten work in progress und es sind noch keine Entscheide gefällt, wie es weiter geht.
Interview mit Daniel Eckenstein
Was war deine Rolle in der Erarbeitung des Zielbilds Mobilität?
Ich habe die Herausforderung zu beweisen, dass Betrieb und Erhaltung dieser Vision möglich sind und herauszufinden, was es dazu benötigt. Bedeutend mehr Züge fahren über unser Bahnnetz und müssen beispielsweise mit Energie versorgt werden. Gleichzeitig gibt es auch in 50 Jahren noch Verschleiss und den Bedarf an Erneuerungs- und Unterhaltsarbeiten an den Teilen des Systems. Dabei darf ich die vielfältigen Annahmen zur technologischen Entwicklung und des Betriebs mit physikalischen Realitäten und den Grenzen der Digitalisierung miteinander abstimmen. Zum Beispiel wird der Fahrgastwechsel nicht plötzlich „weg-digitalisiert“ und die Fahrbahn muss in regelmässigen Zyklen erneuert werden.
Warum wird der Bahnsektor als zentral für die zukünftige Mobilität angesehen?
Die Stärken der Eisenbahn, mit wenig Raumbedarf viele Leute gleichzeitig transportieren zu können braucht es auch in Zukunft. Ergänzt um intelligente Lösungen für die rurale Feinverteilung, dort wo andere Verkehrsträger ihre Stärken ausspielen können.
Was waren dabei die grössten Herausforderungen oder Erkenntnisse?
Das interdisziplinäre Team und unsere Stakeholder zeichnen sich durch eine grosse Pluralität ihrer Meinungen aus. Eine Sprache zu finden, diese Sichten in einen konstruktiven Diskurs zu bringen. Es trifft pure Technikgläubigkeit „Innovation löst alles“ zusammen mit berechtigten Mahnungen die bestehenden Stärken zu bewahren „never change a running system“ auf verschiedene finanzielle Perspektiven von Investitionen, partikulären Finanztöpfen bis hin zu den Perspektiven von Regulation und Normen.
Porträt des Interviewpartners: Daniel Eckenstein
Die Begeisterung für die Mobilität entwickelte ich früh und studierte darum Bauingenieurwesen an der ETH Zürich, weil ich unsere gebaute Umwelt mitgestalten möchte. Mit der Masterarbeit kam ich zur SBB und stieg als Trainee ein. Dies war genau nach der FABI-Abstimmung. Dies prägte mich insofern, dass ich den Rückenwind von Substanzerhalt vor Ausbau mitnahm. Gleichzeitig suchte und suche ich aktiv den Blick auf das Gesamtsystem Mobilität: Wo hat welches Verkehrsmittel seine Berechtigung? Dieser Frage ging ich im Studium und in all meinen Projekten und Aufgaben nach. So gelangte ich fast schon zwangsläufig und mit Freude zu diesem Projekt.
Ich habe eine breite Kenntnis über die Stärken und Grenzen der Eisenbahnsysteme: Welche technologischen Entwicklungen lösen uns Probleme und wo können wir die Physik schlicht neu erfinden? In einem diversen Team, mit verschiedenen Sichten auf Technik, Geschichte, Politik, Gesellschaft und mit dem Blick auf Kundinnen und Kunden sowie Steuerzahlende darf ich unsere Zukunft mitgestalten
"Wir dürfen gemeinsam an einer möglichen Zukunft unserer Mobilitätslandschaft denken und wirken. Richtig gute Lösungen entstehen dabei in einem Team mit vielen Sichten und Erfahrungsrucksäcken." - Daniel Eckenstein über seine Rolle im Projekt Zielbild Mobilität.
Die Überlegungen der SBB zum Zielbild Mobilität hat die SBB an der Jahresmedienkonferenz 2024 in einer Standortbestimmung publiziert: