Zurück zur Übersicht / 23.12.2025

Die Zukunft von Bau und Mobilität entsteht im Zusammenspiel - Interview mit Maximilian Richter, Switzerland Innovation Park Central

Dr. Maximilian Richter ist stellvertretender CEO des Switzerland Innovation Park Central. Switzerland Innovation ist ein Verein für Unternehmen, Start-Ups, Hochschulen und öffentliche Institutionen, die gemeinsam an der Zukunft der Bau- und Mobilitätsindustrie arbeiten.

Lieber Maximilian, du arbeitest im Switzerland Innovation Park mit dem Ziel, Forschung in marktfähige Produkte und Dienstleistungen zu überführen. Wie gelingt das, welche Rahmenbedingungen braucht es dafür – und was sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren?

Marktfähige Produkte entstehen durch klare Prioritäten, richtige Partnerschaften und strukturiertes Vorgehen. Im Switzerland Innovation Park konzentrieren wir uns bewusst auf zwei Branchen: Bau und Mobilität – Bereiche mit hoher gesellschaftlicher Relevanz und direktem Nutzen.

Erfolgreiche Innovation braucht zudem gute Rahmenbedingungen: Wirtschaft, Wissenschaft und öffentliche Hand müssen zusammengebracht werden, damit Wissen, Kompetenzen und Ressourcen sich ergänzen können. Wir ermöglichen das durch Workshops, gemeinsame Formate und vor allem durch konkrete Projekte, in denen Teams kollaborativ arbeiten. Ideen gibt es viele – der entscheidende Schritt ist, sie in die Umsetzung zu bringen.

Unsere Rolle ist die eines Orchestrators: Wir verbinden die passenden Akteure, schaffen Struktur, sorgen für funktionierende Innovationsprozesse und stellen sicher, dass niemand ausgeschlossen wird. So entstehen aus Ideen und Forschungsergebnissen echter Impact.

Was sind aus deiner Sicht die grössten Hürden und Risiken in der Schweiz, um Ideen in marktfähige Produkte und Dienstleistungen zu überführen?

In frühen Phasen ist es besonders herausfordernd, die richtigen Personen langfristig zusammenzubringen und motiviert zu halten – vor allem in der Bau- und Mobilitätsbranche mit ihren langen, kostenintensiven Innovationszyklen. Kantonale Grenzen erschweren die Skalierung vieler Mobilitätslösungen und verhindern, dass gute Ideen ihre volle Wirkung entfalten.

Ein zentrales Risiko ist die Finanzierung: Projekte verlieren oft an Momentum, wenn Förderperioden enden und keine Anschlussmittel geplant sind. Die übergeordnete Herausforderung besteht darin, stabile personelle, organisatorische und finanzielle Strukturen aufzubauen, damit aus frühen Ideen tatsächlich marktfähige Produkte entstehen können.

«In komplexen Bereichen wie Bau und Mobilität entstehen Innovationen nicht isoliert im Labor, sondern im Zusammenspiel.»

Wie definierst du Innovation im Switzerland Innovation Park – geht es primär um technologische Neuerungen oder auch um neue Formen der Zusammenarbeit?

Klassisch bedeutet Innovation, neue Produkte oder Dienstleistungen erfolgreich in den Markt zu bringen, für die eine klare Zahlungsbereitschaft besteht. Im Switzerland Innovation Park geht Innovation jedoch weiter: Innovation entsteht vor allem durch neue Formen der Zusammenarbeit. In komplexen Bereichen wie Bau und Mobilität entstehen Innovationen nicht isoliert im Labor, sondern im Zusammenspiel.

Welche technologischen Fortschritte oder Zusammenarbeitsmodelle prägen derzeit die Bau- und Mobilitätssektoren – und welche Entwicklungen erhoffst du dir davon?

Damit Innovation nicht nach der ersten Förderung stoppt, begleiten wir Projekte bewusst weiter, damit aus frühen Ideen Produkte und Services mit nachhaltigen Geschäftsmodellen entstehen können. Dafür haben wir zusätzliche Investitionsvehikel geschaffen, um Teams über die frühe Phase hinaus zu fördern.

Besonders wirksam ist die Kombination aus Forschung und unternehmerischem Mindset. Wenn Forschende bereits in frühen Phasen mit Unternehmen kooperieren, entstehen Synergien, die wissenschaftliche Erkenntnisse mit praxisnaher Umsetzung verbinden. Dadurch entwickeln sich Ideen systematisch in Richtung Product-Market-Fit und ermöglichen die Entstehung von Startups sowie skalierbaren Lösungen, die die Bau- und Mobilitätswelt nachhaltig transformieren.

Warum ist es wichtig, Innovationen in der Schweiz, konkret im Mobilitätssektor, zu fördern, und welche Rolle nimmt die Schweiz dabei international ein?

Innovation im Mobilitätssektor ist für die Schweiz zentral, weil Mobilität ganzheitlich gedacht werden muss – über einzelne Verkehrsträger und kantonale Grenzen hinaus. Neue Technologien wie KI und autonomes Fahren schaffen dafür grosse Chancen: effizientere Nutzung der Infrastruktur, neue Geschäftsmodelle und nachhaltigere Mobilitätsformen. Damit diese Potenziale entstehen, braucht es gezielte Förderung und Strukturen für schnelle Tests und Weiterentwicklung.

International hat die Schweiz eine besondere Ausgangslage: Sie zählt zu den innovationsstärksten Ländern und verfügt über ein hochintegriertes Verkehrssystem. Dadurch können neue Ansätze nicht nur entwickelt, sondern im realen Betrieb getestet und danach global skaliert werden – mit Potenzial, internationale Standards zu setzen.

Welche Unterstützung wünschst du dir von der Schweizer Bahn- und Mobilitätsindustrie, damit hiesige Innovationen erfolgreich im Markt Fuss fassen können?

Damit Schweizer Innovationen im Mobilitätssektor erfolgreich im Markt Fuss fassen können, braucht es eine Struktur, die Akteure verbindet und frühe Projektideen konsequent unterstützt. Deshalb bauen wir im Switzerland Innovation Park gemeinsam mit Swissrail einen nationalen Mobility Innovation Hub auf – einen Ort, an dem Wirtschaft, Wissenschaft, öffentliche Hand und Startups zusammenarbeiten, Daten teilen, Prototypen testen und Lösungen bis zur Marktreife entwickeln können. Der Hub ist offen für alle: Personen und Unternehmen mit Projektideen können aktiv partizipieren und für den Projektstart Fördermittel von bis zu 25’000 CHF erhalten. So schaffen wir ein Ökosystem, in dem neue Mobilitätslösungen schneller entstehen, getestet werden und international Wirkung entfalten können.

Vielen Dank für dieses Interview!

Das Interview ist in der Dezemberausgabe 2025 vom Verbandsmagazin "express" von Swissrail erschienen.

Hier kannst du die vollständige Ausgabe lesen.